Das Architekturbüro Steinhoff hat der Politik ein Konzept zum kleinen, smarten Wohnen vorgestellt. Ein Teil des zweiten Bauabschnittes könnte so für Häuser genutzt werden, die nicht nur Wohlhabende sich leisten können. Erste Kostenschätzungen gibt es bereits.
Der erste Bauabschnitt von Karthausen wird bereits umgesetzt, nunberaten Verwaltung und Politik über die Struktur des zweitenAbschnittes des neuen Radevormwalder Baugebietes. Aus der Politikkommt die Anregung, diesmal andere Wege zu gehen, nicht nur dieklassischen Einfamilienhäuser mit großem Zuschnitt zu favorisieren,sondern auch den Trend zum kleineren Wohnen aufzugreifen –zumindest auf einem Teil des Areals.
Wie das aussehen könnte, dazu gab es am Mittwoch im Ausschussfür Stadtentwicklung und Umwelt eine Präsentation des Architekten-Büros Steinhoff aus Nordkirchen. Aufsehen hat das Büro unteranderem mit einem Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker erregt,das gemeinsam mit der Baufirma Peri umgesetzt wurde. 3D-Häusersind für Radevormwald zwar nicht angedacht, aber Architekt LotharSteinhoff erläuterte den Ausschussmitgliedern ein Konzept für„kleines, smartes Bauen“ auf dem zweiten Bauabschnitt inKarthausen. Eine solche Siedlung kleinerer Häuser setzt das Bürobereits mit einer Siedlung im Nordkirchener Ortsteil Südkirchen um.Dabei wurden drei Haustypen angeboten: A, B und C. Für Radevormwald konzentriert sich das Konzept auf zwei Haustypen,die den Varianten A und C entsprechen.
Architekt Lothar Steinhoff (3. von links) stellte das Konzept am Mittwoch im Bürgerhaus vor.
Foto: Stefan Gilsbach
So sieht das Projekt in Nordkirchen aus
Projektseite Wer sich über das Projekt „Kleines Wohnen“ in Nordkircheninformieren möchte, findet dazu zahlreichen Informationen, Bauskizzen undBilder auf der Webseite steinhoff-kleines-wohnen.de. Auch zu Nachhaltigkeitder Gebäude gibt es Auskünfte.
Hintergrund ist der Wunsch aus der Politik, unter anderem von SPDund UWG, bei der Entwicklung des zweiten Bauabschnitts nicht nurgut betuchten Bauherren zu ermöglichen, den Traum von einemeigenen Haus zu verwirklichen. Für ein Einfamilienhaus in gängigerGröße, rechnete Steinhoff vor, müsse man in Radevormwald schon
mit Kosten von mehr als 800.000 Euro rechnen. Für viele Familienist das nicht zu stemmen.
Die kleinen Eigenheime, die das Konzept vorsieht, wären deutlicherschwinglicher. Beim Haustyp A geht das Büro vonHerstellungskosten von etwa 384.000 Euro aus, inklusiveNebenkosten. Das Grundstück wäre 275 Quadratmeter groß, dieWohnfläche ohne Terrasse 83,21 Quadratmeter. Die zweiteHausvariante für Karthausen würde mit etwa 396.000 EuroHerstellungskosten zu Buche schlagen, das Grundstück wird hier mit235 Quadratmetern beziffert, die Wohnfläche ohne Terrasse mit 99Quadratmetern. Beide Haustypen verfügen über einen Carport. „DieMenschen möchten ihr Auto vor der Tür stehen haben“, berichtetSteinhoff von den Erfahrungen aus Nordkirchen. Dort waren diekleinen Eigenheime auf großes Interesse gestoßen. Durch diekleineren Zuschnitte konnten deutlich mehr Interessenten ihrenBauwunsch verwirklichen. Steinhoff: „Wir haben die Anzahl derHäuser tatsächlich verdoppelt.“
Auch in Radevormwald könnten, falls die Ideen des Architekturbürosumgesetzt werden, mehr Häuser entstehen als aktuell angedacht.Auf ursprünglich 13 Grundstücken könnten so 19 Einfamilienhäuserund sechs Doppelhäuser entstehen.
In Nordkirchen, räumt der Architekt ein, habe man zunächstÜberzeugungsarbeit leisten müssen. „Es handelt sich nicht um TinyHouses, da denkt mancher wohl an den Bauwagen von Peter Lustig.“Die Projektleiter mussten deutlich machen, dass es sich um„richtige“ Häuser handelt, die nicht eines Tages perAnhängerkupplung weggefahren werden können. Im Vorfeld hattendie Verantwortlichen zudem eine Umfrage gestartet, um den Bedarfzu prüfen. Schon dabei habe es einen Rücklauf gegeben, der für denländlichen Raum bemerkenswert gewesen sei.
Die Radevormwalder Politiker zeigten sich beeindruckt von derprofessionellen Präsentation mit animierten Clips. Fragen gab esunter anderem zur Vermarktung der Grundstücke und zurTopografie, die im Bergischen anders ist als im Münsterland. DerAusschussvorsitzende Jürgen Fischer (CDU) fragte den ebenfallsanwesenden Planer Jonas Runge vom Büro Drees & Huesmann, wieflexibel die Stadt bei der Entwicklung einer solchen Siedlung sei. EineAnpassung im Verlauf wäre möglich, meinte Runge, beispielsweise,indem man beim Bauplanungsrecht mehr Spielraum lasse. SimonSagik von der FDP-Fraktion erklärte, die Stadt solle darauf achten,dass nicht Gutbetuchte sich dort ein Ferienhäuschen hinsetzen,sondern wirklich jene Klientel zum Zuge käme, die sich nur einkleines Haus leisten kann.
Quelle RP+:
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